Das Tresterstöckli vom Zugersee

Die Gewinnerin des 2. Concours du Praliné à l’eau-de-vie steht fest: Ursula Schmid von der Confiserie Speck in Zug hat die Jury mit ihrer Kreation «Little Pear Crumble» überzeugt. Die weiteren Podestplätze gehen in den Thurgau und nach Zürich.

Von Lucas Huber

10. April 2022

Spirituosen

Das Herstellen von sogenannten „Tresterstöckli“ war früher weit verbreitet. Die Brennereien trockneten die Brennabfälle und stellten Tresterstöckli zum Beheizen der Häuser her. Peter Hürlimann von der Brennerei Eichhof im zugerischen Walchwil dürfte einer der letzten Brenner sein, der dieses Handwerk heute noch pflegt.

 

 

 

 

Maschine zur Herstellung der «Trestewürste»

Tresterstöckli beim Trocknen

Tiefe Steuern, Bitcoin Innovationszentrum und internationaler Rohstoffmarktplatz. Dies sind die Themen, die heutzutage mit Zug in Verbindung gebracht werden. Zug hat aber auch durchaus eine andere, traditionsbewusste und genussorientierte Seite. In Walchwil am Zugersee zum Beispiel. Hier auf dem «Eichhof» in unmittelbarer Dorfnähe lebt die Familie Nicole und Peter Hürlimann mit ihren drei Kindern und führt einen Landwirtschaftsbetrieb mit Brennerei und Hofladen. Peter ist hier aufgewachsen. Schon sein Urgrossvater, Anton Hürlimann, hat hier gebrannt. Damals schon gehörten zum Hof zahlreiche Kirsch-, Zwetschgen, Birnen- und Apfelbäume. Daran hat sich nichts geändert. Heute stellt die Familie Hürlimann – mittlerweile in der vierten Generation – im gleichen Brennkessel mit viel Liebe und Sorgfalt beste Fruchtdestillate her. Dank dem milden Klima an der «Zuger Riviera» wachsen die Rohstoffe hier ganz besonders gut. Und so entstehen ausgezeichnete Destillate. Wie zum Beispiel der letztjährige Williams der Familie Hürlimann, der es an der diesjährigen DistiSuisse Prämierung zum Kategoriensieger geschafft hat.

Das Herstellen von „Tresterstöckli“ ist eine Tradition, die im Eichhof weitergeführt wird. Früher hat man mit den Tresterstöckli die Häuser geheizt, deshalb produzierte fast jeder Bauer solche. Doch heute ist es eine Seltenheit, wenn man noch Tresterstöckli auf einem Bauernhof sieht. Die Hürlimanns brauchen dieses traditionelle und altbewährte Heizmaterial noch zum Brennen. Zuerst heizt man mit Laubholz den Brennofen auf. Erst wenn die Hitze erreicht ist, wirft man die Tresterstöckli ins Feuer. Die Tresterstöckli enthalten Pressrückstände vom Brennen, Sägemehl und Steine von Kirschen und Zwetschgen. Diese Obststeine geben beim Verbrennen viel Hitze ab.

Um die Tresterstöckli herzustellen, sammelt Peter Hürlimann nach dem Brennen die Maische ein und lässt diese in einer Grube etwa sechs Monate austrocknen. In die trockene Masse, welche man „Trester“ nennt, wird zusätzlich Sägemehl gemischt, damit es noch kompakter wird. Anschliessend wird die ganze Masse durch eine Maschine gepresst, wo diese am anderen Ende wurstförmig wieder rauskommt. Danach wird diese Tresterwurst in gleiche Stücke geschnitten und draussen im Gestell schön gegliedert aufgestellt. In der Mitte haben alle Tresterstöckli ein Loch, damit diese praktisch auf dem Gestell gut trocknen können. Pro Jahr verarbeitet die Familie Hürlimann zwischen fünf und zwanzig Tonnen Trester, je nachdem wie gut im Sommer die Ernte war.

Kontakt

Familie Nicole & Peter Hürlimann
Brennerei Eichhof

Eichhofweg, 6318 Walchwil, Switzerland

huerlimann@eichhof-walchwil.ch

041 758 05 74

Kaffee aus dem Entlebuch

Ursula Schmid hatte bereits an der ersten Austragung des Wettbewerbs im Jahr 2022 teilgenommen. Sie belegte damals den zweiten Platz. Erster wurde vor zwei Jahren ihr Produktionsleiter: Markus Waser. Das freut besonders Peter Speck, in dessen Confiserie in Zug beide arbeiten: «Ich bin sehr stolz auf die Leistung von Ursula Schmid!» Natürlich wird das Praliné ins Sortiment aufgenommen.

«Unser Herz schlägt für die Kirsche, aber wir können auch Birne!», meint er mit einem Schmunzeln. Die Schwyzerin Ursula Schmid freute sich sehr über den ersten Preis, umso mehr als sie nicht mit einem Sieg gerechnet hatte. Wenn Ursula Schmid von ihrem Beruf zu sprechen beginnt, spürt man ihre Leidenschaft. «Mir gefällt das Kreative. Hier kann ich dies ausleben! Es ist schön, kann ich mit den Kuchen, Torten und Pralinés den Menschen Freude bereiten.»

 

DIE RANGLISTE

1. Rang: Ursula Schmid von Speck Genuss AG in Zug mit «Little Pear Crumble»mit rotem Williams (40 % vol.) von der Brennerei Heiner’s Destillate in Zug.
Das Praliné überzeugt mit einer harmonischen und einzigartigen Verbindung von Ästhetik, Geschmack und Textur. Die Konsistenz vereint Knusprigkeit, Zartheit und Samtigkeit auf eine bemerkenswerte Weise. Darüber hinaus ist das Aroma perfekt ausgewogen.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

Der Wettbewerb

Der Wettbewerb wurde zum zweiten Mal durchgeführt. Er wurde vom Schweizerischen Bäcker- Confiseurmeister-Verband (SBC – www.swissbaker.ch) und von DistiSuisse (www.distisuisse.ch), der wichtigsten Schweizer Spirituosen Prämierung, ins Leben gerufen. Initiant ist der renommierte Foodsensoriker und -journalist Patrick Zbinden.

Die Kriterien

Für den Concours du Praliné à l’eau-de-vie Williams durften ausschliesslich Williamsdestillate, die eaus Schweizer Rohstoffen hergestellt sind, verwendet werden. Die Jury beurteilte unter anderem das Äussere, das Aroma und den Geschmack sowie die Textur
der Pralinés. Darüber hinaus musste ein regionaler Bezug ersichtlich und das Storytelling nachvollziehbar sein.

Die Jury

  • Patrick Zbinden, Jurypräsident, Food-Journalist, unabhängiger Lebensmittel-Sensoriker und «Ambassadeur du pain et chocolat».
  • Victor Egger, AOP/DistiSuisse
  • Lisa Frunz, SBC-Zentralvorstandsmitglied und Verantwortliche Detailhandel, Confiserie Bebié in Luzern
  • Silvan Hotz, SBC-Präsident und Mitinhaber Bäckerei Hotz Rust in Baar
  • Jonas Inderbitzin, Acroscope
  • Peter Jauch, Präsident Schweizer Schnaps Forum
  • Nina Kobelt, Food-Journalistin Tamedia
  • Maximilian Niederberger, Carma in Zürich
  • André Richiger, Mitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Rebekka Salzmann, Geschäftsführerin und mehrfach prämierte Barkeeperin
  • Juliana Thöny: Amtierende Weltmeisterin Konditorei-Confiserie, Hotel des Balances in Luzern
  • Naomi Wahl, Leiterin Chocolate Academy von Carma in Zürich
  • Florian Walpen, Vorstandsmitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Sina Züger, Zweitplatzierte Konditorei-Confiserie SwissSkills 2022, Richemont Fachschule in Luzern.