Im Rausch der Blüten

Die Gewinnerin des 2. Concours du Praliné à l’eau-de-vie steht fest: Ursula Schmid von der Confiserie Speck in Zug hat die Jury mit ihrer Kreation «Little Pear Crumble» überzeugt. Die weiteren Podestplätze gehen in den Thurgau und nach Zürich.

Von Lucas Huber

25. März 2022

Kultur

Kirsch ist die Schweizer Spirituose schlechthin. Vor dem vollmundigen Genuss gibt es allerdings etwas auf die Augen: Die Pracht der Kirschblüten im Frühling. Ein Gläschen voll Bluescht im Oberbaselbiet. Die Prognosen sagen, am 1. April geht es los.

 

 

Jetzt gibt's was aufs auge

Was steht am Anfang des perfekten Kirschs? Die Blüte natürlich. Oder wie man in der «Chirsihochburg» Baselland sagt: dem Bluescht. Richtig: Der Bluescht ist männlich, warum auch immer. Nirgends blühen die knorrigen Hochstammbäume verschwenderischer, ausladender, prunkvoller und verzaubern-der als auf den sanften Jurahügeln des Oberbaselbiets.

Wer diese Pracht ins Schnapsglas bringt, ist etwa die Familie Wirz vom Hof Niestelen in Reigoldswil BL. Obstbauer Hansruedi holt vom Baum, was Bruder Beat am Ende in die Flasche füllt. Und das ist eben Kirsch vom Feinsten. Und der ist mild im Aroma, perfekt in der Balance und von dezenter Fruchtigkeit. Oder um es kurz zu machen: Gut muss er sein. Einfach gut.

Damit er das wird, damit die Aromen vom Baum in den Hafen und schliesslich in die Flasche kommen, braucht es das allerbeste Rohmaterial. Ja, nur die besten Kirschen werden zu Edelbränden. Das macht den Kirsch nicht nur zu einer Art Schweizer «Signature Spirit», sondern auch zu etwas vom Anspruchsvollsten, was ein Brenner brennen kann.

Hansruedi Wirz trinkt sein Gläschen übrigens am liebsten nach dem Essen zum Kaffee – unverdünnt und ungekühlt, so, wie man Kirsch schon immer trank. «So schmeckt er nämlich am besten», sagt er und fügt fast schon beschwörend an: «Kirsch ist einfach etwas Gutes.»

 

Die Blütenpracht steht derweil übrigens in den Startlöchern, die Oberbaselbieter «Bluescht-Schmöcker» rechnen ab dem 1. April mit den Kirschblüten. «Und es vorher noch einen richtigen Regenguss gibt, könnte es auch schon vorher soweit sein.» Der das sagt ist Michael Kumli. Der ist keiner der besagten Schmöcker, sondern Geschäftsführer von Baselland Tourismus. Die Kirschblüte ist für ihn nicht nur Augenschmaus, sondern auch Verkaufsschlager.

Zu den Obstbränden der Brennerei Wirz wie dem Reigoldswiler Kirsch geht es hier: Brennerei Wirz

Mit einem Live-Ticker zur Kirschblüte im Oberbaselbiet ver-sorgt sie Baselland Tourismus, und zwar hier

Hautnah lässt sich die Kirschblüte auf einer Wanderung erleben. Wobei der «Arisdörfer Chirsiweg» eher ein gemüt-licher Spaziergang ist. Eine Übersicht zu den üppigsten Bluescht-Hotspots in Baselland finden sich hier.

 

Kontakt

Wirz Obstbau und Brennerei
Hof Niestelen

4418 Reigoldswil
Tel. +41 61 941 17 49
info@wirz-obstbau.ch

DIE GEWINNERIN

Ursula Schmid hatte bereits an der ersten Austragung des Wettbewerbs im Jahr 2022 teilgenommen. Sie belegte damals den zweiten Platz. Erster wurde vor zwei Jahren ihr Produktionsleiter: Markus Waser. Das freut besonders Peter Speck, in dessen Confiserie in Zug beide arbeiten: «Ich bin sehr stolz auf die Leistung von Ursula Schmid!» Natürlich wird das Praliné ins Sortiment aufgenommen.

«Unser Herz schlägt für die Kirsche, aber wir können auch Birne!», meint er mit einem Schmunzeln. Die Schwyzerin Ursula Schmid freute sich sehr über den ersten Preis, umso mehr als sie nicht mit einem Sieg gerechnet hatte. Wenn Ursula Schmid von ihrem Beruf zu sprechen beginnt, spürt man ihre Leidenschaft. «Mir gefällt das Kreative. Hier kann ich dies ausleben! Es ist schön, kann ich mit den Kuchen, Torten und Pralinés den Menschen Freude bereiten.»

 

DIE RANGLISTE

1. Rang: Ursula Schmid von Speck Genuss AG in Zug mit «Little Pear Crumble»mit rotem Williams (40 % vol.) von der Brennerei Heiner’s Destillate in Zug.
Das Praliné überzeugt mit einer harmonischen und einzigartigen Verbindung von Ästhetik, Geschmack und Textur. Die Konsistenz vereint Knusprigkeit, Zartheit und Samtigkeit auf eine bemerkenswerte Weise. Darüber hinaus ist das Aroma perfekt ausgewogen.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

Der Wettbewerb

Der Wettbewerb wurde zum zweiten Mal durchgeführt. Er wurde vom Schweizerischen Bäcker- Confiseurmeister-Verband (SBC – www.swissbaker.ch) und von DistiSuisse (www.distisuisse.ch), der wichtigsten Schweizer Spirituosen Prämierung, ins Leben gerufen. Initiant ist der renommierte Foodsensoriker und -journalist Patrick Zbinden.

Die Kriterien

Für den Concours du Praliné à l’eau-de-vie Williams durften ausschliesslich Williamsdestillate, die eaus Schweizer Rohstoffen hergestellt sind, verwendet werden. Die Jury beurteilte unter anderem das Äussere, das Aroma und den Geschmack sowie die Textur
der Pralinés. Darüber hinaus musste ein regionaler Bezug ersichtlich und das Storytelling nachvollziehbar sein.

Die Jury

  • Patrick Zbinden, Jurypräsident, Food-Journalist, unabhängiger Lebensmittel-Sensoriker und «Ambassadeur du pain et chocolat».
  • Victor Egger, AOP/DistiSuisse
  • Lisa Frunz, SBC-Zentralvorstandsmitglied und Verantwortliche Detailhandel, Confiserie Bebié in Luzern
  • Silvan Hotz, SBC-Präsident und Mitinhaber Bäckerei Hotz Rust in Baar
  • Jonas Inderbitzin, Acroscope
  • Peter Jauch, Präsident Schweizer Schnaps Forum
  • Nina Kobelt, Food-Journalistin Tamedia
  • Maximilian Niederberger, Carma in Zürich
  • André Richiger, Mitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Rebekka Salzmann, Geschäftsführerin und mehrfach prämierte Barkeeperin
  • Juliana Thöny: Amtierende Weltmeisterin Konditorei-Confiserie, Hotel des Balances in Luzern
  • Naomi Wahl, Leiterin Chocolate Academy von Carma in Zürich
  • Florian Walpen, Vorstandsmitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Sina Züger, Zweitplatzierte Konditorei-Confiserie SwissSkills 2022, Richemont Fachschule in Luzern.