Aus Liebe zum Unverfälschten

Die Gewinnerin des 2. Concours du Praliné à l’eau-de-vie steht fest: Ursula Schmid von der Confiserie Speck in Zug hat die Jury mit ihrer Kreation «Little Pear Crumble» überzeugt. Die weiteren Podestplätze gehen in den Thurgau und nach Zürich.

Von Lucas Huber

16. Dezember 2021

Brennerportrait

Im beschaulichen Hägglingen brennt sich ein Quereinsteiger in die Herzen der Schweizer Spirituosenszene. Daniel Röthlisberger hat seine Maygreen Distillery erst 2019 in Betrieb genommen – und bereits für zünftig Aufsehen gesorgt. Goldprämiertes Aufsehen.

 

 

«Ich hatte die Nase voll.» Daniel Röthlisberger, 50, spricht von seinem früheren Beruf in der internationalen Wirtschaft, wo Preis- zu Qualitätsdruck führte. Heute ist er der ursprüngliche Werkzeugmacher Brennmeister – und Qualität sein oberstes Credo. «Und dass man als Brenner ja auch immer Mechaniker sein muss, hilft natürlich.»

Natürlich kam das nicht aus dem Nichts. Einerseits war da Werner Steinmann, der seine Lohnbrennerei im nahen Villmergen nach über 30 Jahren stilllegte. Mit seinem Vater hatte Daniel Röthlisberger Zeit seines Lebens bei Steinmann ihre Früchte brennen lassen. Spirituosen sind also nicht nur Teil seines Lebens, nicht nur Passion und natürlich Genuss, sondern auch ein Band zwischen ihm und dem Vater.

Als Quereinsteiger weiss Röthlisberger: «Das war ein wirtschaftliches Risiko, und tatsächlich: Ich habe weniger Freizeit bei geringerem Lohn; aber die Freude überwiegt. Und zwar bei Weitem.» Maygreen heisst Röthlisbergers kleine Brennerei im aargauischen Hägglingen, benannt nach dem Wahrzeichen der Gemeinde, dem Hügel Maiengrün mit seinem Aussichtsturm.

 

«Und auf Englisch klingt es halt ein bisschen hipper», fügt er schmunzelnd an. Das wäre es denn aber auch schon mit der Exotik. Das Gemüse, Obst und Getreide, das er zu Destillaten brennt, stammt aus der nächsten Umgebung, er arbeitet eng mit einer Reihe von Landwirten zusammen. Und das Maygreen-Logo basiert auf dem Wappen seiner Familie.

Daniel Röthlisberger hat 2018 in Hägglingen das Gebäude einer einstigen Kleidermanufaktur erworben, in dem später Maschinen beschichtet und schliesslich Elektroanlagen gebaut wurden. Entsprechend erschöpfend gestalteten sich die Umbauarbeiten. 2019 nahm er die Brennerei in Betrieb – und etablierte sich vom Start weg.

Seine Destillate erfreuen sich nicht nur riesiger Beliebtheit; an der DistiSuisse, der Schweizer Spirituosenprämierung, holte er gleich drei Goldmedaillen – mit vier eingereichten Bränden. Zwei erhielt er für die Bierbrände «bier paul 10» und «bier paul 05», die dritte für seinen Gelbmöstler, einen sortenreinen Birnenbrand. «Acht von zehn Kunden, die eigentlich für einen Williams kommen, gehen mit einem Gelbmöstler – und sind begeistert», erzählt er ebenso begeistert.

Tüftler im Labor

Auch wenn sich Daniel Röthlisberger der stolzen helvetischen Brennertradition verpflichtet fühlt, so ist ihm genauso bewusst, dass letztlich der Kunde entscheidet, was ihm schmeckt. «Der Kunde entscheidet, was ihm schmeckt. Darum ist aus meiner Sicht auch alles erlaubt.» Zuhause in Wohlen hat er sich darum ein kleines Labor eingerichtet. Hier tüftelt er an Likören und Cocktailrezepten. Auch einen Gin schliesst er derweil nicht aus. «Ich weiss, dass ich mit Gin schon heute eine grössere Kundschaft erschliessen könnte, aber ich liebe einfach das Sortenreine; das Unverfälschte.»

 Neben alldem arbeitet er übrigens auch noch 60 Prozent im Sozialbereich. Und dann sind da eben die vier Maygreen-Standbeine. Nummer eins: Die Gewerbebrennerei mit den Edelbränden, die er direkt verkauft. Es sind über 30 Sorten. «Ich kann einfach nicht Nein sagen, wenn ein Bauer mit einer alten Obstsorte auf mich zukommt», sagt Röthlisberger schmunzelnd.

Da ist die Lohnbrennerei, also das Brennen für Kundinnen und Kunden. «Bei mir bekommen alle ihren eigenen Schnnaps», sagt Röthlisberger, «und ich brenne jeden genauso, als wäre es mein eigener.» Daneben betreibt er einen Spirituosenhandel, obschon diese Sparte mit gerademal einem Produkt, einem exklusiven Dattelgin aus Namibia (doch noch ein Schuss Exotik), noch kaum der Rede wert ist.

Und schliesslich führt er Anlässe in seiner Brennerei durch: Tastings, Führungen, Sensorik- und Einmaischekurse sowie Schulungen für Gastronomiebetriebe. Daniel Röthlisberger hält dann mitunter packende Vorträge, schwärmt dabei von Technik und Genuss und kombiniert schliesslich Gebranntes mit Kulinarischem. Davon, so viel steht fest, wird er die Nase nie vollhaben.

Kontakt

Maygreen GmbH
Unterdorfstrasse 10
5607 Hägglingen AG

Tel. +41 79 275 58 13
info@maygreen.ch

DIE GEWINNERIN

Ursula Schmid hatte bereits an der ersten Austragung des Wettbewerbs im Jahr 2022 teilgenommen. Sie belegte damals den zweiten Platz. Erster wurde vor zwei Jahren ihr Produktionsleiter: Markus Waser. Das freut besonders Peter Speck, in dessen Confiserie in Zug beide arbeiten: «Ich bin sehr stolz auf die Leistung von Ursula Schmid!» Natürlich wird das Praliné ins Sortiment aufgenommen.

«Unser Herz schlägt für die Kirsche, aber wir können auch Birne!», meint er mit einem Schmunzeln. Die Schwyzerin Ursula Schmid freute sich sehr über den ersten Preis, umso mehr als sie nicht mit einem Sieg gerechnet hatte. Wenn Ursula Schmid von ihrem Beruf zu sprechen beginnt, spürt man ihre Leidenschaft. «Mir gefällt das Kreative. Hier kann ich dies ausleben! Es ist schön, kann ich mit den Kuchen, Torten und Pralinés den Menschen Freude bereiten.»

 

DIE RANGLISTE

1. Rang: Ursula Schmid von Speck Genuss AG in Zug mit «Little Pear Crumble»mit rotem Williams (40 % vol.) von der Brennerei Heiner’s Destillate in Zug.
Das Praliné überzeugt mit einer harmonischen und einzigartigen Verbindung von Ästhetik, Geschmack und Textur. Die Konsistenz vereint Knusprigkeit, Zartheit und Samtigkeit auf eine bemerkenswerte Weise. Darüber hinaus ist das Aroma perfekt ausgewogen.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

Der Wettbewerb

Der Wettbewerb wurde zum zweiten Mal durchgeführt. Er wurde vom Schweizerischen Bäcker- Confiseurmeister-Verband (SBC – www.swissbaker.ch) und von DistiSuisse (www.distisuisse.ch), der wichtigsten Schweizer Spirituosen Prämierung, ins Leben gerufen. Initiant ist der renommierte Foodsensoriker und -journalist Patrick Zbinden.

Die Kriterien

Für den Concours du Praliné à l’eau-de-vie Williams durften ausschliesslich Williamsdestillate, die eaus Schweizer Rohstoffen hergestellt sind, verwendet werden. Die Jury beurteilte unter anderem das Äussere, das Aroma und den Geschmack sowie die Textur
der Pralinés. Darüber hinaus musste ein regionaler Bezug ersichtlich und das Storytelling nachvollziehbar sein.

Die Jury

  • Patrick Zbinden, Jurypräsident, Food-Journalist, unabhängiger Lebensmittel-Sensoriker und «Ambassadeur du pain et chocolat».
  • Victor Egger, AOP/DistiSuisse
  • Lisa Frunz, SBC-Zentralvorstandsmitglied und Verantwortliche Detailhandel, Confiserie Bebié in Luzern
  • Silvan Hotz, SBC-Präsident und Mitinhaber Bäckerei Hotz Rust in Baar
  • Jonas Inderbitzin, Acroscope
  • Peter Jauch, Präsident Schweizer Schnaps Forum
  • Nina Kobelt, Food-Journalistin Tamedia
  • Maximilian Niederberger, Carma in Zürich
  • André Richiger, Mitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Rebekka Salzmann, Geschäftsführerin und mehrfach prämierte Barkeeperin
  • Juliana Thöny: Amtierende Weltmeisterin Konditorei-Confiserie, Hotel des Balances in Luzern
  • Naomi Wahl, Leiterin Chocolate Academy von Carma in Zürich
  • Florian Walpen, Vorstandsmitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Sina Züger, Zweitplatzierte Konditorei-Confiserie SwissSkills 2022, Richemont Fachschule in Luzern.