Die Schnapsmacherei

Die Gewinnerin des 2. Concours du Praliné à l’eau-de-vie steht fest: Ursula Schmid von der Confiserie Speck in Zug hat die Jury mit ihrer Kreation «Little Pear Crumble» überzeugt. Die weiteren Podestplätze gehen in den Thurgau und nach Zürich.

25. Mai 2022

In Thomas Heiners altem Rossstall entstehen die besten Wildbrände der Schweiz. Besonders für seinen Vogelbeerbrand ist er bekannt. Auf einen Besuch in seiner Hexenküche in Zug, wo die berühmten «Heiner’s Destillate» ertüftelt werden.

 

Der schrei nach dem verrücktesten

Andere hätten beleidigt geschmollt, er aber zuckt nur schmunzelnd mit den Schultern: «Eigentlich hat er ja recht.» Die Rede ist von Thomas Heiner, über den ein bekannter TV-Moderator einst sagte, er sei eben ein Spinner. Weil es kaum etwas gibt, das dieser nicht als Rohstoff für einen verwegenen Brand zu Topfe zieht.

Thomas Heiner destillierte schon Eibe und Rosenblüten. Er destillierte Thymian, Kürbiskerne, Zitronengras und Kumquats. «Von letzeren lasse ich seither aber die Finger: zu viel Aufwand.» Auch aus Litschis oder Andenbeeren würde er dereinst gern einen Brand machen, doch die seien noch aufwändiger. Auch der Liebling seiner Kunden ist kein gewöhnlicher Obstbrand, sondern ein aufwändiges Destillat aus Vogelbeeren. Das gibt es übrigens – wie Wildkirsche oder Himbeerbrand – auch aus dem Holzfass. «Damit dürften wir so ziemlich die Einzigen in Europa sein», sagt er.

Früher sammelten er und Frau Cordula Heiner die gesamten Wildfrüchte eigenhändig. Doch der Aufwand sei dafür schlicht zu gross geworden. Man muss wissen: 100 Liter eingemaischte Vogelbeeren werfen lediglich zwei Liter Reinalkohol ab. Bei einem Sortiment von 40 Destillaten nicht zu leisten. Bis vor Kurzem waren es sogar über 70 Sorten. Das schreit natürlich nach der Frage nach dem Verrücktesten, das er je destillierte.

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nur mit dem besten zufrieden

Thomas Heiner lacht: «Das Dekadenteste jedenfalls war ein Trüffelgeist. Die Gastronomen waren begeistert, aber das Zeug war natürlich unbezahlbar.» Die kleine Episode zeigt: Hier brennt einer nicht fürs Portemonnaie, sondern aus vollem Herzen. «Dennoch sehe ich mich als einfachen Handwerker.» Der Begriff der Schnapsmacherei, den er seiner Destillerie gab, versteht er darum auch ein Stück weit als Provokation.

Leidenschaft ist denn auch Thomas Heiners Antrieb, gepaart mit schier grenzenloser Neugier, ungehemmter Kreativität und enormem Knowhow. Und natürlich ebensolchen Qualitätsansprüchen. Dazu zitiert er gern Oscar Wilde: «Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich bin stets mit dem Besten zufrieden.» Gerade wenn es um Schnaps gehe, ergänzt Thomas Heiner, sollte es nichts Anderes sein als ebendieses Beste. Dafür verzichtet er auf alles Zugesetzte: «Keine Aromen, keinen Zucker, dafür 100 Prozent Destillat.» Man dürfe das übrigens ruhig mit einem Ausrufezeichen garnieren, wirft er noch hinterher. Gern!

Thomas und Cordula Heiner brennen eigentlich nur nebenbei: Im Hauptberuf ist er Hauswart, Arbeitgeber ist der Kanton Zug. Bis 2004 war der ausgebildete Brennmeister allerdings durchaus am Brennhafen tätig – als Betriebsleiter der Arnold Dettling AG, einer der grössten Kirschbrennereien der Schweiz.

 

 

 

der vorreiter

Dann beschritt er neue Pfade, nur um die Schnapsmacherei dermassen zu vermissen, dass er ab 2005 bei einem Bekannten als Gastbrenner destillierte und sich schliesslich 2010 seine eigene Brennstube einrichtete. Oder eben seine Hexenküche, wie er sie nennt. Seit 2017 ist er im ehemaligen Rossstall des Zurlaubenhofs am Rand der Zuger Altstadt.

 Hier entsteht auch eins von Thomas Heiners neuesten Projekten: ein Gin mit Safran aus der Surselva. «Iranischer Safran wäre zwar viel günstiger, entspräche aber nicht unserer Philosophie», erklärt der Brenner. Safran als Botanical ist eine Besonderheit. «Und wenn Safran draufsteht, dann soll er auch drin sein – nicht nur farblich.»

 Überhaupt ist ihm Gin eine Herzensangelegenheit: «Ich spiele einfach gern mit Kräutern», sagt er schmunzelnd. Dass das seine potenzielle Kundschaft nicht immer so sieht, ringt ihm höchstens ein Schulterzucken ab. Davon, sich an noch Exotischeres zu wagen, lässt er sich jedenfalls nicht abbringen. Manche waren ihrer Zeit eben schon immer voraus.

 

Gemeinsam mit der Humbel Spezialitätenbrennerei und der Hofbrennerei Hermann Röllin ist Heiner’s Destillate im Verein Brenzer Kirsch engagiert. Das Trio setzt sich mit ihrem gemeinsamen «Brenzer Kirsch» für den Erhalt von Hochstamm-Kirschbäumen ein. 

Kontakt

Heiner’s Destillate
Cordula & Thomas Heiner
Hofstrasse 9
CH-6300 Zug

Tel. +41 79 915 06 13

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DIE GEWINNERIN

Ursula Schmid hatte bereits an der ersten Austragung des Wettbewerbs im Jahr 2022 teilgenommen. Sie belegte damals den zweiten Platz. Erster wurde vor zwei Jahren ihr Produktionsleiter: Markus Waser. Das freut besonders Peter Speck, in dessen Confiserie in Zug beide arbeiten: «Ich bin sehr stolz auf die Leistung von Ursula Schmid!» Natürlich wird das Praliné ins Sortiment aufgenommen.

«Unser Herz schlägt für die Kirsche, aber wir können auch Birne!», meint er mit einem Schmunzeln. Die Schwyzerin Ursula Schmid freute sich sehr über den ersten Preis, umso mehr als sie nicht mit einem Sieg gerechnet hatte. Wenn Ursula Schmid von ihrem Beruf zu sprechen beginnt, spürt man ihre Leidenschaft. «Mir gefällt das Kreative. Hier kann ich dies ausleben! Es ist schön, kann ich mit den Kuchen, Torten und Pralinés den Menschen Freude bereiten.»

 

DIE RANGLISTE

1. Rang: Ursula Schmid von Speck Genuss AG in Zug mit «Little Pear Crumble»mit rotem Williams (40 % vol.) von der Brennerei Heiner’s Destillate in Zug.
Das Praliné überzeugt mit einer harmonischen und einzigartigen Verbindung von Ästhetik, Geschmack und Textur. Die Konsistenz vereint Knusprigkeit, Zartheit und Samtigkeit auf eine bemerkenswerte Weise. Darüber hinaus ist das Aroma perfekt ausgewogen.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

Der Wettbewerb

Der Wettbewerb wurde zum zweiten Mal durchgeführt. Er wurde vom Schweizerischen Bäcker- Confiseurmeister-Verband (SBC – www.swissbaker.ch) und von DistiSuisse (www.distisuisse.ch), der wichtigsten Schweizer Spirituosen Prämierung, ins Leben gerufen. Initiant ist der renommierte Foodsensoriker und -journalist Patrick Zbinden.

Die Kriterien

Für den Concours du Praliné à l’eau-de-vie Williams durften ausschliesslich Williamsdestillate, die eaus Schweizer Rohstoffen hergestellt sind, verwendet werden. Die Jury beurteilte unter anderem das Äussere, das Aroma und den Geschmack sowie die Textur
der Pralinés. Darüber hinaus musste ein regionaler Bezug ersichtlich und das Storytelling nachvollziehbar sein.

Die Jury

  • Patrick Zbinden, Jurypräsident, Food-Journalist, unabhängiger Lebensmittel-Sensoriker und «Ambassadeur du pain et chocolat».
  • Victor Egger, AOP/DistiSuisse
  • Lisa Frunz, SBC-Zentralvorstandsmitglied und Verantwortliche Detailhandel, Confiserie Bebié in Luzern
  • Silvan Hotz, SBC-Präsident und Mitinhaber Bäckerei Hotz Rust in Baar
  • Jonas Inderbitzin, Acroscope
  • Peter Jauch, Präsident Schweizer Schnaps Forum
  • Nina Kobelt, Food-Journalistin Tamedia
  • Maximilian Niederberger, Carma in Zürich
  • André Richiger, Mitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Rebekka Salzmann, Geschäftsführerin und mehrfach prämierte Barkeeperin
  • Juliana Thöny: Amtierende Weltmeisterin Konditorei-Confiserie, Hotel des Balances in Luzern
  • Naomi Wahl, Leiterin Chocolate Academy von Carma in Zürich
  • Florian Walpen, Vorstandsmitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Sina Züger, Zweitplatzierte Konditorei-Confiserie SwissSkills 2022, Richemont Fachschule in Luzern.