Ziemlich beste Freunde

Die Gewinnerin des 2. Concours du Praliné à l’eau-de-vie steht fest: Ursula Schmid von der Confiserie Speck in Zug hat die Jury mit ihrer Kreation «Little Pear Crumble» überzeugt. Die weiteren Podestplätze gehen in den Thurgau und nach Zürich.

Von Lucas Huber

28. Februar 2022

Geniesser

Schokolade und Spirituosen sind allerbeste Freunde, die sich blind verstehen. Und das nicht nur als Praline, sondern auch beim Pairing. Zeit, etwas Schoggi anzuschmelzen und einen Schluck zu nehmen.

 

genuss ist sein leben

Spirituosen und Schokolade sind beste Freunde, das weiss man nicht erst seit den «Kirschstängeli» aus der Wohnwand des Grossvaters. Denn gerade Kirsch und Schokolade verstehen sich bestens, und zwar auf gleich mehreren Ebenen. Das feste, zartbittere Äussere, der flüssige, fruchtige Kern, der Alkohol.

Willi Schmutz liebt beides: Schoggi und Spirituosen. Und er verbindet die beiden Leckereien, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres auf der Welt. Der sympathische Berner ist nicht nur gelernter Confiseur, sondern auch Co-Inhaber der Schokoladenmanufaktur Casa Nobile in Bätterkinden BE. Diese wiederum produziert Schokolade. Und zwar derart erfolgreich, dass sie das Food- und Lifestyle-Magazin «Choco» 2018 zum besten Chocolatier der Schweiz kürte. Hinzu kommen über 20 Medaillen an internationalen Prämierungen.

Casa Nobile macht, was man gemeinhin als Produkte der Spitzenklasse bezeichnen würde. Ihre Schokoladen haben nichts mit den Industrieprodukten zu tun, die es in den Supermärkten zu kaufen gibt. Diese sind für Schmutz einfach nur furchtbar süss. Aus seiner Sicht gehe es bei Schokolade hingegen darum, die geschmacklichen Nuancen des Kakaos zu betonen, ihre Vielfalt zu erleben. «Denn genau wie die Weintraube nimmt auch die Kakaobohne extrem viel vom Terroir auf», sagt er.

Will heissen: Eine Bohne – notabene der gleichen Sorte – aus Madagaskar ist nicht vergleichbar mit einer aus Bolivien oder Java. Willi Schmutz spielt mit diesen Geschmacksnuancen, manche würden ihn als Tüftler bezeichnen. Es vergeht kein Tag, an dem sich in seinem Kopf nicht neue Kreationen entwickeln. Und Genuss, sagt er unumwunden, sei schlichtweg sein Leben. Das Verbinden von Aromen, sie aufeinander abzustimmen, mit Krokant, Gewürzen, Kräutern, Früchten, ja sogar Gemüse. Und natürlich Spirituosen.

der kampf um aufmerksamkeit

Gerade in Kombination mit Destillaten komme die aromatische Komplexität des Kakaos besonders gut zur Geltung. Ein Beispiel: Whisky. Gerade rauchige Vertreter werden in Kombination mit dunkler Schokolade in neue Sphären gehoben. Willi Schmutz empfiehlt seine 71 prozentige Nusskrokant-Schokolade aus ecuadorianischem und madagassischem Kakao, sizilianischen Pistazien und piemontesischen Haselnüssen sowie einer Prise britischen Meersalzes. Das starke, typische Whisky-Aroma besteht neben dem intensiven Geschmack der Schokolade, der leichte Salzanteil verstärkt die Wahrnehmung des Whiskys.

Der Klassiker der Schoggi-Schnaps-Vermählung ist und bleibt derweil der Kirsch. Auch hier kommt eine dunkle Schokolade zum Zug, «denn auch optisch passt ein Destillat aus dunklen Früchten zu dunkler Schokolade.» Der Chocolatier empfiehlt eine Tafelschokolade mit 64 Prozent Kakaoanteil, eine Mischung aus den Edelsorten Trinitario und Criollo. Das milde Aroma der Schokolade mische sich perfekt mit dem typischen Bittermandelaroma des Kirschs und schaffe einen intensiven Genussmoment.

Das Pairing von Destillaten und Schokolade funktioniert vorwiegend, aber nicht nur mit dunkler Schokolade. Willi Schmutz hat etwa eine Milchschokolade im Programm, Kakaoanteil 42 Prozent, die mit Zitrone verfeinert ist. «Mit Gin ergibt sich eine Mischung mit Suchtpotenzial», sagt er. Denn die Zitrone ergänze das typische Wachholderaroma des Gins aufs Vortrefflichste.

Ebenfalls mit einer Milchschokolade paart er Absinth – und schwelgt in Begeisterung. Die Schokolade, angereichert mit Kaffee, kämpfe genauso wie der Absinth um Aufmerksamkeit. Der Kampf geht friedlich aus, denn die Aromen des Destillats aus Anis, Wermut und Fenchel vermählen sich mit den Röstnoten des Kaffees und schaffen ein verblüffendes und nicht minder verführerisches Ensemble.

Übrigens lassen sich Destillate sogar mit weisser Schokolade kombinieren, und zwar mit Apfelbränden. Die Aromatik der weissen Schokolade sei dezent genug, um den zarten Geschmack des Apfels zu unterstützen. Auch Traubentrester, Rum, Williams oder Zwetschgen eigenen sich bestens zum Pairing mit Schokolade. Man müsse einfach mutig probieren, empfiehlt Willi Schmutz.

lassen sie sich zeit

Ihm ist klar, dass seine Schokolade nicht die günstigste ist. «Natürlich wird das Pairing mit einem Spitzenprodukt am besten», erklärt er. Aber es funktioniere natürlich auch mit industriell gefertigter Schokolade. «Nehmen Sie einfach die beste, die Sie bekommen können», rät er. Und dann: probieren, verwerfen, wieder probieren. «Es ist ein Herantasten.» Viel davon spielt sich bei ihm schon ihm Kopf ab – «und in 99 Prozent der Fälle liege ich damit auch richtig.»

Dieses Herantasten gilt auch für seine Pralinen. Spirituosenhaltige spielen dabei eine wichtige Rolle. «Wenn ich ein spannendes Destillat entdecke, versuche ich damit ziemlich sicher etwas mit unserer Schokolade zu kreieren.» Sein Cocktail-Set Mojito- oder Negroni-Pralinen sind ein Renner, genauso wie das Edelbrand-Set mit Quitte, Williams und Zwetschge. Die Destillate dafür sind handverlesen und stammen von kleinen Brennereien. Industrieprodukte kommen bei ihm nicht in die Schokoladenhülle. Auch Kirschstängeli sind für ihn ein Tabu.

Und wie geniesst man nun eigentlich Destillate und Schokolade am besten in Kombination? «Man nimmt ein kleines Stück Schokolade und lässt es im Mund anschmelzen. Dann nehmen Sie einen Schluck von Ihrem Destillat. Lassen Sie es wirken, damit sich die Aromen verbinden. Lassen Sie sich Zeit. Dann langsam schlucken.»

Kontakt

Cioccolateria Nobile
Bahnhofstrasse 1
3315 Bätterkinden

Tel. +41 32 665 77 60

shop@casa-nobile.ch

DIE GEWINNERIN

Ursula Schmid hatte bereits an der ersten Austragung des Wettbewerbs im Jahr 2022 teilgenommen. Sie belegte damals den zweiten Platz. Erster wurde vor zwei Jahren ihr Produktionsleiter: Markus Waser. Das freut besonders Peter Speck, in dessen Confiserie in Zug beide arbeiten: «Ich bin sehr stolz auf die Leistung von Ursula Schmid!» Natürlich wird das Praliné ins Sortiment aufgenommen.

«Unser Herz schlägt für die Kirsche, aber wir können auch Birne!», meint er mit einem Schmunzeln. Die Schwyzerin Ursula Schmid freute sich sehr über den ersten Preis, umso mehr als sie nicht mit einem Sieg gerechnet hatte. Wenn Ursula Schmid von ihrem Beruf zu sprechen beginnt, spürt man ihre Leidenschaft. «Mir gefällt das Kreative. Hier kann ich dies ausleben! Es ist schön, kann ich mit den Kuchen, Torten und Pralinés den Menschen Freude bereiten.»

 

DIE RANGLISTE

1. Rang: Ursula Schmid von Speck Genuss AG in Zug mit «Little Pear Crumble»mit rotem Williams (40 % vol.) von der Brennerei Heiner’s Destillate in Zug.
Das Praliné überzeugt mit einer harmonischen und einzigartigen Verbindung von Ästhetik, Geschmack und Textur. Die Konsistenz vereint Knusprigkeit, Zartheit und Samtigkeit auf eine bemerkenswerte Weise. Darüber hinaus ist das Aroma perfekt ausgewogen.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

Der Wettbewerb

Der Wettbewerb wurde zum zweiten Mal durchgeführt. Er wurde vom Schweizerischen Bäcker- Confiseurmeister-Verband (SBC – www.swissbaker.ch) und von DistiSuisse (www.distisuisse.ch), der wichtigsten Schweizer Spirituosen Prämierung, ins Leben gerufen. Initiant ist der renommierte Foodsensoriker und -journalist Patrick Zbinden.

Die Kriterien

Für den Concours du Praliné à l’eau-de-vie Williams durften ausschliesslich Williamsdestillate, die eaus Schweizer Rohstoffen hergestellt sind, verwendet werden. Die Jury beurteilte unter anderem das Äussere, das Aroma und den Geschmack sowie die Textur
der Pralinés. Darüber hinaus musste ein regionaler Bezug ersichtlich und das Storytelling nachvollziehbar sein.

Die Jury

  • Patrick Zbinden, Jurypräsident, Food-Journalist, unabhängiger Lebensmittel-Sensoriker und «Ambassadeur du pain et chocolat».
  • Victor Egger, AOP/DistiSuisse
  • Lisa Frunz, SBC-Zentralvorstandsmitglied und Verantwortliche Detailhandel, Confiserie Bebié in Luzern
  • Silvan Hotz, SBC-Präsident und Mitinhaber Bäckerei Hotz Rust in Baar
  • Jonas Inderbitzin, Acroscope
  • Peter Jauch, Präsident Schweizer Schnaps Forum
  • Nina Kobelt, Food-Journalistin Tamedia
  • Maximilian Niederberger, Carma in Zürich
  • André Richiger, Mitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Rebekka Salzmann, Geschäftsführerin und mehrfach prämierte Barkeeperin
  • Juliana Thöny: Amtierende Weltmeisterin Konditorei-Confiserie, Hotel des Balances in Luzern
  • Naomi Wahl, Leiterin Chocolate Academy von Carma in Zürich
  • Florian Walpen, Vorstandsmitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Sina Züger, Zweitplatzierte Konditorei-Confiserie SwissSkills 2022, Richemont Fachschule in Luzern.