Der Kultbrenner

Die Gewinnerin des 2. Concours du Praliné à l’eau-de-vie steht fest: Ursula Schmid von der Confiserie Speck in Zug hat die Jury mit ihrer Kreation «Little Pear Crumble» überzeugt. Die weiteren Podestplätze gehen in den Thurgau und nach Zürich.

Von Lucas Huber

7. November 2022

Genuss

Ohne ihn wäre die Schweizer Brennerszene eine andere: Ruedi Zeltner. Im Oktober feierte der Schwarzbube seinen 100. Geburtstag. Der Geist ist voll da – und das Herz gross wie eh und je. Wenn das Gehör nur nicht schwände.

Glücklich trotz schicksalsschlägen

Was für ein Tag für Ruedi Zeltner, Ende Oktober. Der Solothurner Regierungsrat gratulierte, die Zünftler, die Jäger, und natürlich: die Familie. Ruedi Zeltner, seit ebenjenem Tag 100-jährig, schwärmt von der guten Stimmung, den glücklichen Gesichtern, der Freude, die er verspürte. Er blickt einen an aus diesen klaren, wachen Augen und meint, lächelnd, ja grinsend fast: «Ich bin glücklich!» Was will man mehr?

Das war nicht immer so. Ruedi Zeltner hat auch die Schattenseiten des Lebens kennengelernt. Er war gerade 28, als sein Vater starb, unverhofft und jung. So warf ihn das Schicksal ins kalte Wasser: Von gestern auf heute übernahm der junge Ruedi die väterliche Brennerei in Dornach. Die hatte einst als Küferei begonnen, Schnaps entstand nur lange nur nebenbei.

So wurde aus dem gelernten Küfer nach und nach der Kultbrenner schlechthin. Zeltner war vor allem als Lohnbrenner bekannt und geschätzt, in den besten Jahren brannte er das Obst von mehr als 1500 Kundinnen und Kunden. Aber auch mit seinen eigenen Bränden heimste er so manche Prämierung ein.

Dabei war er stets einer der Engagiertesten, war Präsident des einstigen Nordwestschweizer Brennerverbandes. Später führte er den Schweizer Brennerverband und setzte etwa durch, Einmaisch- und Brennkurse für die Schnapsproduzenten einzuführen. Es war ein wichtiger Schritt zu mehr Qualität, kurzum: Ohne Ruedi Zeltner wären die Schweizer Destillate nicht so edel, wie sie es heute sind. Schliesslich war er auch in der Organisation der allerersten Spirituosenprämierung der Schweiz engagiert.

Brennmeister bis 95

Eigentlich wollte sich Ruedi Zeltner mit 70 Jahren vom anstrengenden Brennerdasein zurückziehen. Alles war eingefädelt, als unerwartet sein Sohn und designierter Nachfolger verstarb. Eine seiner beiden Töchter übernahm die Brennerei schliesslich mit Mann und Tochter. Doch Ruedi Zeltner war immer dabei, und zwar an vorderster Front.

Erst Ende 2016, mit 95 Jahren, brannte er seinen letzten Kirsch. Und bis vor anderthalb Jahren, mit knapp 99 Jahren, lebte er noch selbstständig in seinem Haus. Ein Unfall fesselte ihn lange Zeit ans Bett und brachte ihn ins Altersheim, wo er eben sein Jubiläum feierte. Doch der Geist ist wach – und das Herz gross wie eh und je. Nur das Gehör, das mache ihm zu schaffen, erzählt er.

Ruedi Zeltner, der ebenso gerne jagte wie er brannte, fühlt sich wohl in seinem neuen Zuhause – und lässt es sich nicht nehmen, den Besucher höchstpersönlich durch das Haus zu führen. Kirsch, seinen Lieblingsschnaps, trinkt er übrigens nur noch selten. Aber auf das täglich Gläschen Rotwein schwört er nach wie vor.

Seine Brennerei, die noch immer seinen Namen trägt, übergab er 2017 einer AG, die sich unter anderem aus ehemaligen Kunden formierte. In einer Zeitungsannonce formulierte er damals Augenzwinkernd, dass er nun, mit 95 Jahren, beruflich etwas kürzertreten wolle. Die Lohnbrennerei schrumpft seither kontinuierlich, der Anteil der eigenen Produkt wächst hingegen. Und Prämierungen gibt es nach wie vor für die Brennerei Zeltner in Dornach.

Kontakt

Zeltner Destillerie AG
Schulstrasse 2
4143 Dornach
Tel. +41 61 701 13 76
ichbrenne@zeltnerdestillerie.ch

Kaffee aus dem Entlebuch

Ursula Schmid hatte bereits an der ersten Austragung des Wettbewerbs im Jahr 2022 teilgenommen. Sie belegte damals den zweiten Platz. Erster wurde vor zwei Jahren ihr Produktionsleiter: Markus Waser. Das freut besonders Peter Speck, in dessen Confiserie in Zug beide arbeiten: «Ich bin sehr stolz auf die Leistung von Ursula Schmid!» Natürlich wird das Praliné ins Sortiment aufgenommen.

«Unser Herz schlägt für die Kirsche, aber wir können auch Birne!», meint er mit einem Schmunzeln. Die Schwyzerin Ursula Schmid freute sich sehr über den ersten Preis, umso mehr als sie nicht mit einem Sieg gerechnet hatte. Wenn Ursula Schmid von ihrem Beruf zu sprechen beginnt, spürt man ihre Leidenschaft. «Mir gefällt das Kreative. Hier kann ich dies ausleben! Es ist schön, kann ich mit den Kuchen, Torten und Pralinés den Menschen Freude bereiten.»

 

DIE RANGLISTE

1. Rang: Ursula Schmid von Speck Genuss AG in Zug mit «Little Pear Crumble»mit rotem Williams (40 % vol.) von der Brennerei Heiner’s Destillate in Zug.
Das Praliné überzeugt mit einer harmonischen und einzigartigen Verbindung von Ästhetik, Geschmack und Textur. Die Konsistenz vereint Knusprigkeit, Zartheit und Samtigkeit auf eine bemerkenswerte Weise. Darüber hinaus ist das Aroma perfekt ausgewogen.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

Der Wettbewerb

Der Wettbewerb wurde zum zweiten Mal durchgeführt. Er wurde vom Schweizerischen Bäcker- Confiseurmeister-Verband (SBC – www.swissbaker.ch) und von DistiSuisse (www.distisuisse.ch), der wichtigsten Schweizer Spirituosen Prämierung, ins Leben gerufen. Initiant ist der renommierte Foodsensoriker und -journalist Patrick Zbinden.

Die Kriterien

Für den Concours du Praliné à l’eau-de-vie Williams durften ausschliesslich Williamsdestillate, die eaus Schweizer Rohstoffen hergestellt sind, verwendet werden. Die Jury beurteilte unter anderem das Äussere, das Aroma und den Geschmack sowie die Textur
der Pralinés. Darüber hinaus musste ein regionaler Bezug ersichtlich und das Storytelling nachvollziehbar sein.

Die Jury

  • Patrick Zbinden, Jurypräsident, Food-Journalist, unabhängiger Lebensmittel-Sensoriker und «Ambassadeur du pain et chocolat».
  • Victor Egger, AOP/DistiSuisse
  • Lisa Frunz, SBC-Zentralvorstandsmitglied und Verantwortliche Detailhandel, Confiserie Bebié in Luzern
  • Silvan Hotz, SBC-Präsident und Mitinhaber Bäckerei Hotz Rust in Baar
  • Jonas Inderbitzin, Acroscope
  • Peter Jauch, Präsident Schweizer Schnaps Forum
  • Nina Kobelt, Food-Journalistin Tamedia
  • Maximilian Niederberger, Carma in Zürich
  • André Richiger, Mitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Rebekka Salzmann, Geschäftsführerin und mehrfach prämierte Barkeeperin
  • Juliana Thöny: Amtierende Weltmeisterin Konditorei-Confiserie, Hotel des Balances in Luzern
  • Naomi Wahl, Leiterin Chocolate Academy von Carma in Zürich
  • Florian Walpen, Vorstandsmitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Sina Züger, Zweitplatzierte Konditorei-Confiserie SwissSkills 2022, Richemont Fachschule in Luzern.