Experimente im Cocktail-Labor

Die Gewinnerin des 2. Concours du Praliné à l’eau-de-vie steht fest: Ursula Schmid von der Confiserie Speck in Zug hat die Jury mit ihrer Kreation «Little Pear Crumble» überzeugt. Die weiteren Podestplätze gehen in den Thurgau und nach Zürich.

30. Juni 2023

News

Der «Alchemist» lässt es blubbern. Auf einen Drink in den Laboren des Basler Restaurants mit Bar.

Einen passenderen Namen hätte sich das Basler Innlokal nicht ausdenken können: Alchemist. Derjenige, der aus Gewöhnlichem Edles macht. Natürlich gibt’s im Alchemisten an der Schifflände entsprechendes Essen, transmutiert sozusagen. Logisch, wird hier denn auch nicht etwa nach Gängen sortiert, sondern nach Zubereitungsarten. Es gibt also keine Vorspeise und kein Dessert, sondern Gedämpftes, Sautiertes, Gesiedetes oder Blanchiertes – serviert natürlich mit ordentlich Show, Hashtag Trockeneis.

Wir sind allerdings zum Studium der Getränkekarte, man hat uns die Experimentierbar mit Rheinblick empfohlen. Und tatsächlich: Was da serviert wird, fällt doch ziemlich ins Auge. Wir bestellen den «Lepores», ein blubbernder Cocktail auf Aprikosenbrandbasis, veredelt mit Limette, Karotte, Ingwer und Gewürzen. Geschmeidig und rund schmeckt er – opulent und gefürchig alchemistisch schaut er aus. Lepores stammt übrigens aus dem Lateinischen und bedeutet Liebenswürdigkeit oder Anmut.

Das Gegenüber probiert sich am Lux aus Apfelbrand, Limette, Radiesli und Quark. Nicht weniger rund, nicht weniger opulent im Aussehen. Nächstes Mal gibt es aber wohl den Viridi Rubra, ein Drick auf Ginbasis mit Weisser Schokolade, Zitrusnote, Erdbeere und Matcha. Und einen der Liköre – etwa Curry, weisse Schokolade oder Colakraut-Kirsch, denn die mazerieren die Alchemisten selbst. 

Die beschreiben sich übrigens als Mischung aus Labor und Apotheke. Nicht zufällig, denn an der Adresse an der Basler Schifflände war einst tatsächlich eine Apotheke zuhause, die «Hubersche Apotheke» (nicht verwandt mit dem Schreibenden). Der bärtige Hipstertyp, Maskottchen des Hauses, stellt übrigens eine Neuinterpretation des legendären Lällekönigs dar, die angetriebene Figur, die einst die Schifffahrenden auf dem Rhein mit herausgestreckter Zunge begrüsste; Lälle ist ein baseldeutscher Begriff für Zunge.

Tipp:
Alea iacta est. Oder: Lass die Würfel
entscheiden. Zum fixen Preis von
19 Franken würfelt sich die geneigte
Geniesserin ihren Cocktail selbst zusammen,
bestehend aus einer Basisspirituose
wie Kirsch oder Aprikose, einer
Aromazutat wie Erdbeere oder Minze,
einer Modifikation wie saure Vanille,
herbe Schoggi oder Kräuter & Tee
sowie einer Showeinlage wie
Zuckerwatter oder Seifenblase.

 

In die Labore des Alchemisten geht es hier

Fulminante Aprikosenbrände gibt es etwa von Urs Hecht oder der Colline de Daval.

DIE GEWINNERIN

Ursula Schmid hatte bereits an der ersten Austragung des Wettbewerbs im Jahr 2022 teilgenommen. Sie belegte damals den zweiten Platz. Erster wurde vor zwei Jahren ihr Produktionsleiter: Markus Waser. Das freut besonders Peter Speck, in dessen Confiserie in Zug beide arbeiten: «Ich bin sehr stolz auf die Leistung von Ursula Schmid!» Natürlich wird das Praliné ins Sortiment aufgenommen.

«Unser Herz schlägt für die Kirsche, aber wir können auch Birne!», meint er mit einem Schmunzeln. Die Schwyzerin Ursula Schmid freute sich sehr über den ersten Preis, umso mehr als sie nicht mit einem Sieg gerechnet hatte. Wenn Ursula Schmid von ihrem Beruf zu sprechen beginnt, spürt man ihre Leidenschaft. «Mir gefällt das Kreative. Hier kann ich dies ausleben! Es ist schön, kann ich mit den Kuchen, Torten und Pralinés den Menschen Freude bereiten.»

 

DIE RANGLISTE

1. Rang: Ursula Schmid von Speck Genuss AG in Zug mit «Little Pear Crumble»mit rotem Williams (40 % vol.) von der Brennerei Heiner’s Destillate in Zug.
Das Praliné überzeugt mit einer harmonischen und einzigartigen Verbindung von Ästhetik, Geschmack und Textur. Die Konsistenz vereint Knusprigkeit, Zartheit und Samtigkeit auf eine bemerkenswerte Weise. Darüber hinaus ist das Aroma perfekt ausgewogen.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

Der Wettbewerb

Der Wettbewerb wurde zum zweiten Mal durchgeführt. Er wurde vom Schweizerischen Bäcker- Confiseurmeister-Verband (SBC – www.swissbaker.ch) und von DistiSuisse (www.distisuisse.ch), der wichtigsten Schweizer Spirituosen Prämierung, ins Leben gerufen. Initiant ist der renommierte Foodsensoriker und -journalist Patrick Zbinden.

Die Kriterien

Für den Concours du Praliné à l’eau-de-vie Williams durften ausschliesslich Williamsdestillate, die eaus Schweizer Rohstoffen hergestellt sind, verwendet werden. Die Jury beurteilte unter anderem das Äussere, das Aroma und den Geschmack sowie die Textur
der Pralinés. Darüber hinaus musste ein regionaler Bezug ersichtlich und das Storytelling nachvollziehbar sein.

Die Jury

  • Patrick Zbinden, Jurypräsident, Food-Journalist, unabhängiger Lebensmittel-Sensoriker und «Ambassadeur du pain et chocolat».
  • Victor Egger, AOP/DistiSuisse
  • Lisa Frunz, SBC-Zentralvorstandsmitglied und Verantwortliche Detailhandel, Confiserie Bebié in Luzern
  • Silvan Hotz, SBC-Präsident und Mitinhaber Bäckerei Hotz Rust in Baar
  • Jonas Inderbitzin, Acroscope
  • Peter Jauch, Präsident Schweizer Schnaps Forum
  • Nina Kobelt, Food-Journalistin Tamedia
  • Maximilian Niederberger, Carma in Zürich
  • André Richiger, Mitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Rebekka Salzmann, Geschäftsführerin und mehrfach prämierte Barkeeperin
  • Juliana Thöny: Amtierende Weltmeisterin Konditorei-Confiserie, Hotel des Balances in Luzern
  • Naomi Wahl, Leiterin Chocolate Academy von Carma in Zürich
  • Florian Walpen, Vorstandsmitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Sina Züger, Zweitplatzierte Konditorei-Confiserie SwissSkills 2022, Richemont Fachschule in Luzern.