Brennend gegen Foodwaste

Die Gewinnerin des 2. Concours du Praliné à l’eau-de-vie steht fest: Ursula Schmid von der Confiserie Speck in Zug hat die Jury mit ihrer Kreation «Little Pear Crumble» überzeugt. Die weiteren Podestplätze gehen in den Thurgau und nach Zürich.

Von Lucas Huber

23. September 2022

Spirituosen

Es ist ein kühler Morgen in Roggliswil, Kanton Luzern. Ganz in der Nähe, in Reiden, ist Eliane Luternauer aufgewachsen. Heute wohnt die Chefin von 80 Mitarbeitenden in Münchenbuchsee. Doch für ihr liebstes Hobby kommt sie jederzeit gern in ihre alte Heimat.

Eliane Luternauer, 34, erntet Obst, das sonst niemand ernet. «Ich habe dem Foodwaste den Kampf angesagt.» Darum ist sie an diesem kühlen Septembermorgen mit Vater und Tante oberhalb von Roggliswil unter diesem mächtigen Birnbaum, von dem sie mit einer Geometerstange die Früchte schüttelt.

Daraus macht sie Schnaps. Oder korrekter: lässt machen, vor allem mit der Brennerei Schwab in Oberwil bei Büren (die für ihren Buechbärger Whisky berüchtigt ist) arbeitet sie zusammen. Aus den gesammelten Birnen wird ein Birnbrand sowie ein Vieille Poire entstehen, was dringend nötig ist, denn der ist schon wieder ausverkauft.

Der Renner in ihrem Sortiment ist allerdings ein Kakaogeist, den sie mit den Kakaoschalen herstellt, die bei einem befreundeten Schokoladeproduzenten als Abfall anfallen. «Mein Geist schmeckt, als hätte man pure Schokolade im Mund», sagt Eliane Luternauer. Auch einen Süsskartoffelbrand hat sie im Angebot.

Ihr kleines Unternehmen «Grossvaters Art» ist für sie eine Herzensangelegenheit, genauso wie das Retten von Lebens-mitteln. Und der Name ist Programm: «Als Kind habe ich Kirschen und Zwetschgen mit meinem Grossvater eingemaischt und dem Störbrenner zugeschaut, wie er daraus Schnaps brannte.»

Das alles war fast vergessen, bis sie 2016 kaum glauben konnte, dass die vollhängenden Birnbäume an ihrem Arbeitsplatz nicht beerntet wurden. Da erinnerte sie sich an die alte Veredelungsmethode ihres Grossvaters, die vielleicht eleganteste Konservierung von Obst: das Brennen. Das war der Anfang von «Grossvaters Art». Seither wächst das kleine Unternehmen, Fass um Fass und um immer mehr gerettetes Obst.

Kontakt

Grossvaters Art
Eliane Luternauer
Bahnhofstrasse 12
3053 Münchenbuchsee

info@grossvatersart.ch

Kaffee aus dem Entlebuch

Ursula Schmid hatte bereits an der ersten Austragung des Wettbewerbs im Jahr 2022 teilgenommen. Sie belegte damals den zweiten Platz. Erster wurde vor zwei Jahren ihr Produktionsleiter: Markus Waser. Das freut besonders Peter Speck, in dessen Confiserie in Zug beide arbeiten: «Ich bin sehr stolz auf die Leistung von Ursula Schmid!» Natürlich wird das Praliné ins Sortiment aufgenommen.

«Unser Herz schlägt für die Kirsche, aber wir können auch Birne!», meint er mit einem Schmunzeln. Die Schwyzerin Ursula Schmid freute sich sehr über den ersten Preis, umso mehr als sie nicht mit einem Sieg gerechnet hatte. Wenn Ursula Schmid von ihrem Beruf zu sprechen beginnt, spürt man ihre Leidenschaft. «Mir gefällt das Kreative. Hier kann ich dies ausleben! Es ist schön, kann ich mit den Kuchen, Torten und Pralinés den Menschen Freude bereiten.»

 

DIE RANGLISTE

1. Rang: Ursula Schmid von Speck Genuss AG in Zug mit «Little Pear Crumble»mit rotem Williams (40 % vol.) von der Brennerei Heiner’s Destillate in Zug.
Das Praliné überzeugt mit einer harmonischen und einzigartigen Verbindung von Ästhetik, Geschmack und Textur. Die Konsistenz vereint Knusprigkeit, Zartheit und Samtigkeit auf eine bemerkenswerte Weise. Darüber hinaus ist das Aroma perfekt ausgewogen.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

Der Wettbewerb

Der Wettbewerb wurde zum zweiten Mal durchgeführt. Er wurde vom Schweizerischen Bäcker- Confiseurmeister-Verband (SBC – www.swissbaker.ch) und von DistiSuisse (www.distisuisse.ch), der wichtigsten Schweizer Spirituosen Prämierung, ins Leben gerufen. Initiant ist der renommierte Foodsensoriker und -journalist Patrick Zbinden.

Die Kriterien

Für den Concours du Praliné à l’eau-de-vie Williams durften ausschliesslich Williamsdestillate, die eaus Schweizer Rohstoffen hergestellt sind, verwendet werden. Die Jury beurteilte unter anderem das Äussere, das Aroma und den Geschmack sowie die Textur
der Pralinés. Darüber hinaus musste ein regionaler Bezug ersichtlich und das Storytelling nachvollziehbar sein.

Die Jury

  • Patrick Zbinden, Jurypräsident, Food-Journalist, unabhängiger Lebensmittel-Sensoriker und «Ambassadeur du pain et chocolat».
  • Victor Egger, AOP/DistiSuisse
  • Lisa Frunz, SBC-Zentralvorstandsmitglied und Verantwortliche Detailhandel, Confiserie Bebié in Luzern
  • Silvan Hotz, SBC-Präsident und Mitinhaber Bäckerei Hotz Rust in Baar
  • Jonas Inderbitzin, Acroscope
  • Peter Jauch, Präsident Schweizer Schnaps Forum
  • Nina Kobelt, Food-Journalistin Tamedia
  • Maximilian Niederberger, Carma in Zürich
  • André Richiger, Mitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Rebekka Salzmann, Geschäftsführerin und mehrfach prämierte Barkeeperin
  • Juliana Thöny: Amtierende Weltmeisterin Konditorei-Confiserie, Hotel des Balances in Luzern
  • Naomi Wahl, Leiterin Chocolate Academy von Carma in Zürich
  • Florian Walpen, Vorstandsmitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Sina Züger, Zweitplatzierte Konditorei-Confiserie SwissSkills 2022, Richemont Fachschule in Luzern.