Hoher Besuch

Die Gewinnerin des 2. Concours du Praliné à l’eau-de-vie steht fest: Ursula Schmid von der Confiserie Speck in Zug hat die Jury mit ihrer Kreation «Little Pear Crumble» überzeugt. Die weiteren Podestplätze gehen in den Thurgau und nach Zürich.

14. November 2022

Ständerätin Maya Graf ist einem guten Brand nicht abgeneigt. Zum Geniessen in erster Linie. Um die Kunst des Brennerhandwerks hochzuhalten in zweiter. Und schliesslich auch, um die heimische Hochstammobstproduktion zu erhalten.

tag der offenen brennereien

Wenn die Schweiz brennt, dann ist Maya Graf zur Stelle. Bitte nicht falsch verstehen: Die ehemalige Nationalratspräsidentin, die heute für die Grünen das Baselbiet im Ständerat vertritt, nippt hie und da am Spirituosenglas. Ein guter Brand sei etwas wirklich Tolles sagt sie

Ausserdem wuchs sie in steter Riechweite zur Brennerkunst auf, ihr Grossvater betrieb eine Bauernhofbrennerei. Doch wenn sie nippt, dann eben mit vollem Genuss. So liess sie es sich nicht nehmen, am diesjährigen Anlass «Die Schweiz brennt» im November, im Grunde der Tag der offenen Brennereien, bei der Destillerie ihres Vertrauens reinzuschauen.

Und das ist die General Sutter Distillery in Sissach. Nicht bloss,

weil die in ihrem Wohnort ansässig ist, und auch nicht nur, weil die Früchte von ihrem Biohof ebenfalls hier zu Edelbränden werden. «Sondern weil Roland auch fantastisch brennt.» Roland ist Roland Buser, Brennmeister und Tüftler, ein Brückenbauer zwischen Tradition und Moderne.

Und der hat sich einiges einfallen lassen für seine Besucherschaft. Während sich die Gäste in der Brennstube, die 1854 übrigens einst als Stall gebaut wurde, durch das Sortiment nippen, veranstaltet Busers Ehefrau Esther in der Stube im Obergeschoss eine bürgermeisterliche Zeitreise. Drei Flaschen Burgermeisterli stehen vor ihr. In einem schwappt der aktuelle, wie es ihn zu kaufen gibt, in den beiden anderen eigens hergestellte nach überlieferten Rezepten von 1900 respektive 1930.

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bürgermeisterliche zeitreise

Das Burgermeisterli ist die Baselbieter Spirituosenspezielität schlechthin, ein würziger Schnaps, der seinen Namen tatsächlich vom Bürgermeister hat und nichts anderes als dessen Spezialmischung war. Und was ist das tatsächlich für eine Entwicklung: Je neuer die Mischung, desto feiner, ziselierter, präziser abgestimmt schmeckt das Bouquet.

Als Basis diente hier übrigens ein Apfelbrand. Roland Buser hat aber eine ganze Burgermeisterli-Reihe im Sortiment. Ob auf Quitten-, Birnen oder Zwetschgenbasis: alles da. Sogar einen im Barrique ausgebauten führt er. Die klassischen Bestandteile eines Burgermeisterlis, wie ihn Roland Buser herstellt, sind übrigens Anis, Sternanis, Kümmel, Fenchel oder Zimt.

Maya Graf geniesst derweil eine ebenso heimische Spezialität: Kirsch. Roland Buser kredenzt ein Dreigestirn von der Kirsche und verspricht nichts weniger als das geballte Kirscharoma schlechthin. Im ersten Glas wartet ein sortenreiner Kirsch von der Lauber-Kirsche, einer alten Sorte, aus der man im Baselbiet einst vor allem Konfitüre einkochte, weil sie so dermassen gut schmeckt.

Doch weil das Resultat eben nicht beinah schwarz, sondern gelblichorange ist, entspricht die Lauber-Kirsche nicht mehr dem optischen Ideal. «Bei uns zählen aber die inneren Werte», erzählt Roland Buser schmunzelnd. Seinen Brand veredelt er zusätzlich mit gedörrten Lauber-Kirschen, was ihm eine gold-ene Farbe verleiht.

Auch im bundeshaus beliebt

Im zweiten Glas folgt der Old Cherry, ebenfalls ein Kirsch, der seine goldene Farbe allerdings nicht von Dörrfrüchten, sondern vom Eichenfass hat. Er ist süsslicher, milder und der perfekte Übergang zu Glas drei, dem Saft aus Süss- und Sauerkirschen, den Roland Buser mit einem Sprutz Apfelsaft anreichert, ganz ohne Alkohol, aber nicht minder ertüftelt, stecken in der Mischung doch jede Menge Annäherungs-versuche.

Und, Maya Graf, ist es das geballte Kirscharoma, das ver-sprochen wurde? Sie nickt begeistert und betont, aber auch die Zwetschge, die Baselbieter Nummer 2 unter den hiesigen Früchten, nicht zu vergessen. Denn besonders der Zwetschgen-brand von ihrem Hof, gebrannt von Roland Buser aus Früchten von Sissach Hochstammbäumen, fände reissenden Absatz im Bundeshaus.

Zur gleichen Zeit stecken oben in der Stube Gäste ihre Nasen in Gläser. Sie versuchen, die Frucht zu erkennen, die dem Brand im Glas als Basis diente. Apfel oder Birne, Kirsche, Quitte oder Zwetschge? Oder ist es doch ein Whisky? Daran probiert sich Roland Buser nämlich ebenfalls – mit Fässern aus Schweizer Eiche und dem Malz kleiner Brauereien aus der Region. Doch diese einzigartige Zusammenarbeit ist eine Geschichte für sich. Darum besuchen wir das Fasslager der General Sutter Distillery in Sissach im Januar. Seien Sie gespannt.

Kontakt

General Sutter Distillery
Hauptstrasse 1

CH-4450 Sissach

Tel. +41 61 975 85 00

Email

DIE GEWINNERIN

Ursula Schmid hatte bereits an der ersten Austragung des Wettbewerbs im Jahr 2022 teilgenommen. Sie belegte damals den zweiten Platz. Erster wurde vor zwei Jahren ihr Produktionsleiter: Markus Waser. Das freut besonders Peter Speck, in dessen Confiserie in Zug beide arbeiten: «Ich bin sehr stolz auf die Leistung von Ursula Schmid!» Natürlich wird das Praliné ins Sortiment aufgenommen.

«Unser Herz schlägt für die Kirsche, aber wir können auch Birne!», meint er mit einem Schmunzeln. Die Schwyzerin Ursula Schmid freute sich sehr über den ersten Preis, umso mehr als sie nicht mit einem Sieg gerechnet hatte. Wenn Ursula Schmid von ihrem Beruf zu sprechen beginnt, spürt man ihre Leidenschaft. «Mir gefällt das Kreative. Hier kann ich dies ausleben! Es ist schön, kann ich mit den Kuchen, Torten und Pralinés den Menschen Freude bereiten.»

 

DIE RANGLISTE

1. Rang: Ursula Schmid von Speck Genuss AG in Zug mit «Little Pear Crumble»mit rotem Williams (40 % vol.) von der Brennerei Heiner’s Destillate in Zug.
Das Praliné überzeugt mit einer harmonischen und einzigartigen Verbindung von Ästhetik, Geschmack und Textur. Die Konsistenz vereint Knusprigkeit, Zartheit und Samtigkeit auf eine bemerkenswerte Weise. Darüber hinaus ist das Aroma perfekt ausgewogen.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

2. Rang: Lucia Röllin von der Confiserie-Bäckerei Mohn AG in Sulgen (TG) mit «Poire W cristallisée» mit Brennmeister Willams, Möhl (40 % vol.) von der Mosterei Möhl in Arbon
Bei diesem Praliné steht die Willamsbirne im Mittelpunkt. Die süssliche und sanfte Note des Williamsbirnen-Aromas harmoniert perfekt mit der dunklen Schokolade.

 

Der Wettbewerb

Der Wettbewerb wurde zum zweiten Mal durchgeführt. Er wurde vom Schweizerischen Bäcker- Confiseurmeister-Verband (SBC – www.swissbaker.ch) und von DistiSuisse (www.distisuisse.ch), der wichtigsten Schweizer Spirituosen Prämierung, ins Leben gerufen. Initiant ist der renommierte Foodsensoriker und -journalist Patrick Zbinden.

Die Kriterien

Für den Concours du Praliné à l’eau-de-vie Williams durften ausschliesslich Williamsdestillate, die eaus Schweizer Rohstoffen hergestellt sind, verwendet werden. Die Jury beurteilte unter anderem das Äussere, das Aroma und den Geschmack sowie die Textur
der Pralinés. Darüber hinaus musste ein regionaler Bezug ersichtlich und das Storytelling nachvollziehbar sein.

Die Jury

  • Patrick Zbinden, Jurypräsident, Food-Journalist, unabhängiger Lebensmittel-Sensoriker und «Ambassadeur du pain et chocolat».
  • Victor Egger, AOP/DistiSuisse
  • Lisa Frunz, SBC-Zentralvorstandsmitglied und Verantwortliche Detailhandel, Confiserie Bebié in Luzern
  • Silvan Hotz, SBC-Präsident und Mitinhaber Bäckerei Hotz Rust in Baar
  • Jonas Inderbitzin, Acroscope
  • Peter Jauch, Präsident Schweizer Schnaps Forum
  • Nina Kobelt, Food-Journalistin Tamedia
  • Maximilian Niederberger, Carma in Zürich
  • André Richiger, Mitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Rebekka Salzmann, Geschäftsführerin und mehrfach prämierte Barkeeperin
  • Juliana Thöny: Amtierende Weltmeisterin Konditorei-Confiserie, Hotel des Balances in Luzern
  • Naomi Wahl, Leiterin Chocolate Academy von Carma in Zürich
  • Florian Walpen, Vorstandsmitglied Schweizer Schnaps Forum
  • Sina Züger, Zweitplatzierte Konditorei-Confiserie SwissSkills 2022, Richemont Fachschule in Luzern.