Ständerätin Maya Graf ist einem guten Brand nicht abgeneigt. Zum Geniessen in erster Linie. Um die Kunst des Brennerhandwerks hochzuhalten in zweiter. Und schliesslich auch, um die heimische Hochstammobstproduktion zu erhalten.
tag der offenen brennereien
Wenn die Schweiz brennt, dann ist Maya Graf zur Stelle. Bitte nicht falsch verstehen: Die ehemalige Nationalratspräsidentin, die heute für die Grünen das Baselbiet im Ständerat vertritt, nippt hie und da am Spirituosenglas. Ein guter Brand sei etwas wirklich Tolles sagt sie
Ausserdem wuchs sie in steter Riechweite zur Brennerkunst auf, ihr Grossvater betrieb eine Bauernhofbrennerei. Doch wenn sie nippt, dann eben mit vollem Genuss. So liess sie es sich nicht nehmen, am diesjährigen Anlass «Die Schweiz brennt» im November, im Grunde der Tag der offenen Brennereien, bei der Destillerie ihres Vertrauens reinzuschauen.
Und das ist die General Sutter Distillery in Sissach. Nicht bloss,
weil die in ihrem Wohnort ansässig ist, und auch nicht nur, weil die Früchte von ihrem Biohof ebenfalls hier zu Edelbränden werden. «Sondern weil Roland auch fantastisch brennt.» Roland ist Roland Buser, Brennmeister und Tüftler, ein Brückenbauer zwischen Tradition und Moderne.
Und der hat sich einiges einfallen lassen für seine Besucherschaft. Während sich die Gäste in der Brennstube, die 1854 übrigens einst als Stall gebaut wurde, durch das Sortiment nippen, veranstaltet Busers Ehefrau Esther in der Stube im Obergeschoss eine bürgermeisterliche Zeitreise. Drei Flaschen Burgermeisterli stehen vor ihr. In einem schwappt der aktuelle, wie es ihn zu kaufen gibt, in den beiden anderen eigens hergestellte nach überlieferten Rezepten von 1900 respektive 1930.
bürgermeisterliche zeitreise
Das Burgermeisterli ist die Baselbieter Spirituosenspezielität schlechthin, ein würziger Schnaps, der seinen Namen tatsächlich vom Bürgermeister hat und nichts anderes als dessen Spezialmischung war. Und was ist das tatsächlich für eine Entwicklung: Je neuer die Mischung, desto feiner, ziselierter, präziser abgestimmt schmeckt das Bouquet.
Als Basis diente hier übrigens ein Apfelbrand. Roland Buser hat aber eine ganze Burgermeisterli-Reihe im Sortiment. Ob auf Quitten-, Birnen oder Zwetschgenbasis: alles da. Sogar einen im Barrique ausgebauten führt er. Die klassischen Bestandteile eines Burgermeisterlis, wie ihn Roland Buser herstellt, sind übrigens Anis, Sternanis, Kümmel, Fenchel oder Zimt.
Maya Graf geniesst derweil eine ebenso heimische Spezialität: Kirsch. Roland Buser kredenzt ein Dreigestirn von der Kirsche und verspricht nichts weniger als das geballte Kirscharoma schlechthin. Im ersten Glas wartet ein sortenreiner Kirsch von der Lauber-Kirsche, einer alten Sorte, aus der man im Baselbiet einst vor allem Konfitüre einkochte, weil sie so dermassen gut schmeckt.
Doch weil das Resultat eben nicht beinah schwarz, sondern gelblichorange ist, entspricht die Lauber-Kirsche nicht mehr dem optischen Ideal. «Bei uns zählen aber die inneren Werte», erzählt Roland Buser schmunzelnd. Seinen Brand veredelt er zusätzlich mit gedörrten Lauber-Kirschen, was ihm eine gold-ene Farbe verleiht.
Auch im bundeshaus beliebt
Im zweiten Glas folgt der Old Cherry, ebenfalls ein Kirsch, der seine goldene Farbe allerdings nicht von Dörrfrüchten, sondern vom Eichenfass hat. Er ist süsslicher, milder und der perfekte Übergang zu Glas drei, dem Saft aus Süss- und Sauerkirschen, den Roland Buser mit einem Sprutz Apfelsaft anreichert, ganz ohne Alkohol, aber nicht minder ertüftelt, stecken in der Mischung doch jede Menge Annäherungs-versuche.
Und, Maya Graf, ist es das geballte Kirscharoma, das ver-sprochen wurde? Sie nickt begeistert und betont, aber auch die Zwetschge, die Baselbieter Nummer 2 unter den hiesigen Früchten, nicht zu vergessen. Denn besonders der Zwetschgen-brand von ihrem Hof, gebrannt von Roland Buser aus Früchten von Sissach Hochstammbäumen, fände reissenden Absatz im Bundeshaus.
Zur gleichen Zeit stecken oben in der Stube Gäste ihre Nasen in Gläser. Sie versuchen, die Frucht zu erkennen, die dem Brand im Glas als Basis diente. Apfel oder Birne, Kirsche, Quitte oder Zwetschge? Oder ist es doch ein Whisky? Daran probiert sich Roland Buser nämlich ebenfalls – mit Fässern aus Schweizer Eiche und dem Malz kleiner Brauereien aus der Region. Doch diese einzigartige Zusammenarbeit ist eine Geschichte für sich. Darum besuchen wir das Fasslager der General Sutter Distillery in Sissach im Januar. Seien Sie gespannt.